„Findling mit gelber Form aus glasierter Keramik, Gesamtgewicht 580 kg“ ; Die Bildunterschrift zeugt von dem Wunsch Jikkemien Ligteringens, ein Werk in Padua, Italien bei zu steuern, dem die Idee der Städtepartnerschaft innewohnt, die auf diese Weise eine Form und eine die Zeit überdauernde Solidität erhält. Die künstlerische Aktion, die in ihrer Anfangsphase performativen Charakter hat und dem Prinzip der Dokumentation verpflichtet ist, wirkt weit über die Ausstellung hinaus, um sich durch die Geste des Geschenks , der Weitergabe eines symbolischen und bedeutsamen Teils aus einer Region zum Teil einer anderen Region zu verwandeln.
Die Künstlerin mit holländischen Wurzeln lebt schon lange in Deutschland und hat im bergigen Umland des Schwarzwalds gleich hinter Freiburg einen Findling entdeckt, den im Laufe der geologischen Zeitalter abgeschmolzene Gletscher freigegeben hat. Die Struktur des durch Abriebgerundeten Felsfragmentes vermittelte die Idee der Entwicklung und räumlichen Ausdehnung von einer fließenden Verbindung zwischen den beiden Städten und ihren Regionen. Die das Projekt ergänzende Fotodokumentation unterstreicht die Abschnitte, die zur Durchführung der ersten Phase geführt haben und die unmittelbar nach der Eröffnung der Ausstellung abgeschlossen sein werden: die Entnahme und den Transport an den Bestimmungsort. Das Kunsterleben entsteht konzeptionell durch diese Prozesshaftigkeit, die zu dem Geschenk führt und sich mit dessen Entgegennahme vervollständigt, indem sie den Weg zwischen der Wegnahme und dem Verzicht hin zur Installation und Veredelung eines Landschaftsfragmentes beinhaltet. Die Stadt Padua wird einen Teil der Stadt Freiburg als dauerhafte Installation erhalten, gemäß dem Prinzip der Translozierung, das mit einer individuellen Geste künstlerischen Wert erlangt: „Der Stein bleibt unbehandelt, um seine Struktur und natürliche Farbe zu erhalten, wodurch der Kontrast mit dem behandelten keramischen Material unterstrichen wird.“
Die Maßnahme erscheint in Bezug auf das Projekt „Kaleidoskop Freiburg“ zielgerichtet und bezeugt darüber hinaus auch die detaillierte Wahrnehmung der Landschaft, die das expressiv-performative Kunstschaffen Jikkemiens charakterisiert. Hinter dieser Aktion steht in der Tat das Aufsuchen des Naturraums, sowohl bewaldeter als auch in der Ebene gelegener Gegenden, und das Finden ästhetischer Lösungen, die auch Malerei, Fotografie und Videokunst miteinschließen. Diese haben das Ziel, Wege unterschiedlicher Beschaffenheit sowohl mit Farbe als auch den sprachlichen Mitteln der Kunst in Szene zu setzen.
Auf der Grundlage von Survey-Kampagnen geht es Jikkemien Ligteringen darum, eine durch Formen und Farben bereicherte Landschaft zu kreieren und so den Betrachter zu veranlassen, deren Entwicklung im Raum mit ganz neuer Aufmerksamkeit zu begegnen.
Nach und nachkommen intensive Farben stärker zum Einsatz, wodurch eine einheitliche Umgebung unmittelbar erkennbar wird: Die umhüllende Dimension der Farbe Grün, zart durchzogen von der hölzernen Struktur des Waldes und einzelnen Stämmen, wird zur Palette, zu der sich Gelb und Rosa in Form von Liniengesellen, aber auch größere Anteile von Himmelblau; eine Reihe künstlerischer Aktionen, umgesetzt auch in bewaldeten Gegenden im Herbst, wenn die Palette die Braun-,Rot-und Gelbtöne eines riesigen Blätterteppichs widerspiegelt.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen, die das Ergebnis des zwischen 2013 und 2016 entstandenen Zyklus „Intrusion“ sind, in dem die Farbe eine aktive Rolle spielt und sich in überschäumen der Lebensfreude zeigt, begreift man das Vorhanden sein dieses Keramik Fragments in leuchtendem Gelb, das die stille Größe des Findlings charakterisiert, der dazu bestimmt ist, in den Gärten Paduas seinen Platz zu finden.
Diese unterschiedlichen Fakten zusammengenommen, die auch künstlerische Lösungen auf der Erfahrungsebene im urbanen Kontext beinhalten, fügen Jikkemien Ligteringen sich nicht nur aktiv in den umfangreichen Bestand der LandArt, sondern kommunizieren auch die Aktualität ihrer Werte und die Formulierung immer neuer visueller Ideen. Die unterschiedlichen Lösungen, auch die zurückhaltendsten und intimsten, die nur das Objektiv des Fotoapparats dokumentiert und bewahrt, unterstreichen nicht nur den verantwortungsbewussten Blick Jikkemien Ligteringens auf die Natur, sondern fügen sich auch ideenreich und sensibel in die außergewöhnliche Geschichte der Landschaftsmalerei; tatsächlich handelt es sich hier um eine Naturbeziehung der forschenden Art, die nicht nur beschreibt, sondern auch erkennt und interpretiert.
Prof. Andrea Del Quercio (Prof. del Arte Milano)
2017, Im Rahmen der Ausstellung Kaleidoskop in Padova, Italien